Hassrede - Links der Woche #1
Themen: Obama, die linke CDU, "Land", Cancel Culture und Fußball
von josch am 2021-05-28
1. Invektive der Woche: ➚ Obama soll Trump beleidigt haben

Bislang dachten wir, Donald Trump sei der Meister der Beleidigungspolitik. Nun berichtet der Atlantic-Journalist Edward-Isaac Dovere in seinem Buch Battle for the Soul davon, Ex-Präsident Brack Obama habe seinen Nachfolger als "madman", "racist"", "sexist pig" und "lunatic" beschimpft.

2. Sprechverbote und Zensur: ➚ CDU-Chef Ploß will das Gendern in staatlichen Stellen verbieten (Bezahlschranke)

Sprachverbote werden in öffentlichen Debatten normalerweise mit der politischen Linken assoziiert. Nun fordert der Hamburger CDU-Chef Ploß, Gendern in staatlichen Stellen zu verbieten. Möchte er, dass wir die CDU für eine linke Partei halten? Die CDU Hamburg unterstützt den im Sprech- und Schreibverbot zum Ausdruck kommenden Linksruck und spricht sich mit einer Initiative für die deutsche Grammatik" aus. In ihrem Beschluss wendet sie sich "gegen jede Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen", klingt gut, aber der Satz geht noch weitert, "gegen jede Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen, die keine gendergerechte Sprache verwenden möchten". Sicher verbietet die CDU demnächst auch die Hassrede, weil sich diejenigen diskriminiert fühlen könnten, die sie nicht verwenden wollen.

3. Politische Korrektheit: ➚ John Cena hat "country" gesagt

Fast & Furious Darsteller und Wrestler John Cena hat in einem Interview gegenüber dem Taiwanesischen Fernsehen auf Mandarin gesagt, Taiwan sei ein Land. Nun hat sich Cena auf der Plattform Weibo in einer Videobotschaft ebenfalls auf Mandarin beim chinesischen Volk entschuldigt. Wir kehren damit zurück zur ursprünglichen Verwendungsweise des Ausdrucks "politcal correctness". Die ersten Belege für den Ausdruck finden sich nämlich in kommunistischen, leninistischen, marxistischen und stalinistischen Gruppen in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit ihm wurden abschätzig und ironisch Personen bezeichnet, für die die Parteilinie wichtiger war als die mit dem Sozialismus verfolgten Ideale und die Utopie einer besseren Gesellschaft.

Der Berliner Tagesspiegel hat ein lesenwertes Interview mit der Rap-Formation K.I.Z. anlässlich des Erscheinens ihres sechsten Albums Rap über Hass. Darin präsentieren sich die Rapper als so schwer zu fassen wie das Phänomen Hassrede selbst (O-Ton: "Wir sind die AfD"). K.I.Z. sah sich wegen angeblicher Hassrede Angriffen des parlamentarischen Arms der Cancel Culture ausgesetzt. Ein Video von Tarek K.I.Z sollte sogar indiziert werden. Zum Album selbst schreibt Johann Voigt im Fluter "Als Zuhörer*in fragt man sich da: Ist das nun ein Album, das den Hass, der zum Beispiel im Netz immer stärker zu toben scheint, unterwandert oder ihn einfach nur abbildet?" Und kommt zu dem Fazit: "Die Chance auf ein kluges Statement zur Frage, wie „Rap“ und „Hass“ zusammenhängen, haben K.I.Z verpasst."

Hans-Joachim Leyenberg würdigt in der FAZ Erwin Kostedde, Deutschlands ersten schwarzen Nationalspieler, der am 21. Mai 75 Jahre alt wurde. Spolier: In einem ohnehin herabwürdigungsaffinen Kontext hatten gegnerische Fans für Kostedde besondere Liebenswürdigkeiten reserviert.

Kategorie: Links der Woche; Keywords: Hassrede, politische Korrektheit, Cancel Culture